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Die ukrainische Krone

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Оповідання ,,Українська корона,, в перекладі на німецьку від чудової Біргіт фон дер Таннен, яка казково відчула оригінал та додала важливу краплину саме австрійського колориту. Історія Вільгельма Габсбурга, відомого як Василь Вишиваний, який міг би бути нашим королем сто років тому.

З повагою, автор.

Рассказ ,,Українська корона,, в переводе на немецкий от замечательной Биргит фон дер Таннен. История Вильгельма Габсбурга, он же Василь Вышиваный, который мог бы стать нашим королём сто лет назад.

С уважением, автор.

Glib Lukinov
 
Die ukrainische Krone
Übersetzung von Birgit von der Thannen.
Vierzehn Bilder aus dem Leben des Erzherzogs Wilhelm von Habsburg
Ein Leben in Bildern lautet die Aufschrift am Eingang des Ausstellungssaals. Es sind viele, unterschiedlich große Bilder. Der Rundgang führt den Besucher im Uhrzeigersinn vom Eingang durch die Ausstellung. Aber das Bild im Zentrum sticht sofort ins Auge. Es lockt den Besucher an.
Zwei aufgebrachte Soldaten reden auf einen Dritten ein. Der Dritte steht im Zentrum des Bildes, ein junger, schlanker, großgewachsener Mann. Er trägt eine wunderliche Uniform. Sie gleicht einer österreichischen vom Beginn des 20. Jahrhunderts, doch unter dem Rock ist der bestickte Kragen eines ukrainischen Hemdes klar zu sehen. Es ist Wilhelm von Habsburg-Lothringen. Warum trägt er das ukrainische Stickmuster? Warum wirkt er verwirrt? Warum kommt einem das Landschaftsbild bekannt vor? Ist das etwa die Insel Chortyzja am Dnjepr in Saporoschje?
Bildunterschrift: „Mai 1918, Alexandrowsk (heutiges Saporoschje, Ukraine). Der Oberst Bolbotschan will Wassyl Wyschiwany überzeugen, den Aufstand gegen den Hetman Skoropadski anzuführen und die oberste Macht in der Ukraine zu übernehmen.“
Was soll das heißen? Was für ein Bolbotschan? Warum Wassyl? Die Bilder müssen in der richtigen Reihenfolge betrachtet werden.
Nun denn…
Erstes Bild
Ein Junge steuert mit seinem Vater ein Segelboot im Mittelmeer. Auf dem Meer zieht ein Sturm auf, bleierne Wolken verdunkeln den Himmel, die Wellen drohen das kleine Boot umzuwerfen… Wilhelm ist auf diesem Bild erst elf Jahre alt. Geschickt meistern er und sein Vater den Umgang mit dem komplizierten Tauwerk. Sein Vater ist der Cousin dritten Grades des ruhmreichen Königs von Österreich-Ungarn, Franz Josef. Er erzieht seinen Sohn nicht zu einem verweichlichten Prinzen, sondern in aller Strenge. Der Junge zeigt Geschick beim Sport, bei der Schifffahrt auf hoher See und dem Erlernen neuer Sprachen. Abgesehen von seiner Muttersprache Deutsch spricht er Italienisch, Englisch und Französisch.
Bildunterschrift: „1906, Dalmatien (heutiges Kroatien). Karl Stefan von Habsburg und sein Sohn Wilhelm steuern ein Segelboot im Sturm“
Zweites Bild
Ein riesiger Saal in einem mittelalterlichen Schloss. Auf dem Boden ein Bärenpelz. Ein Feuer von eindrucksvoller Größe brennt im Kamin. Eine Familie sitzt um einen Tisch. Die Mahlzeit ist bereits beendet, die Diener haben den Tisch abgeräumt. Es ist ein Verwandter zu Besuch gekommen, ein massiger, energiegeladener Mann mit Schnauzbart. Wilhelm sieht ihn mit großen Augen an. Der Mann hat eine Karte des Reiches auf dem Tisch ausgebreitet und erzählt hingebungsvoll. Der Vater schüttelt zunächst misstrauisch den Kopf, lässt sich jedoch nach und nach mitreißen. Der Verwandte trägt eine fantastische, schlicht revolutionäre Idee vor: Das Kaiserreich Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten von Europa umwandeln, also in eine Föderation aus elf Staaten, die in Frieden und Eintracht leben, nach denselben Gesetzen. Die Familie Habsburg ist groß, für jedes Land kann sie einen König stellen. Der Vater liebt Polen seit langem. Er ist sogar vor zwei Jahren mit der Familie hierhin umgezogen, hat seine Töchter mit Czartoryski und Radziwiłł verheiratet. Die polnische Sprache ist schön und ungewöhnlich. Der heranwachsende Wilhelm kann sich schon fließend auf Polnisch unterhalten. Er hat die Sprache im Umgang mit der polnischen Szlachta erlernt, die wie ein Magnet die schönen Töchter und somit den guten Namen in ihre Schlösser zieht.
Der Schnauzbärtige lockt Wilhelm mit seinem dicken Finger. Wilhelm liest den Aufdruck „Lemberg“ und daneben, mit Tinte geschrieben, „Ost-Galizien“. Was für eine Sprache man denn da wohl lernen muss, Ost-Galizisch?
Bildunterschrift: „1908, Żywiec(heutiges Polen), Erzherzog Franz Ferdinand, der Erbe des kaiserlichen Throns, besucht seine Verwandten in Schlesien, West-Galizien.
Drittes Bild
Die atemberaubende Schönheit der hohen Berge und weiten Täler Galiziens. Die mit undurchdringlichen grünen Wäldern bedeckten Hänge, tiefen Schluchten, der tiefblaue Himmel… Wilhelm ist 17 Jahre alt, vor ihm liegt das Studium an der österreichischen Militärakademie. Das Mitglied der Kaiserfamilie reist bereits seit 40 Tagen (inkognito, versteht sich) durch dieses schöne Land. In seiner Umhängetasche hat er nicht nur persönliche Gegenstände bei sich, sondern auch Bücher. Zu dieser Zeit klagen alle polnischen Bekannten aus Żywiec und beten Wilhelm vor, was für ein furchtbares Gebiet er verwalten müssen wird. Dort würden schreckliche Banditen und Schlächter leben, die „Russinen“ oder „Opryschki“ genannt werden. Wie viel Leid sie den armen Polen schon zugefügt haben! Wilhelm zeige sich interessiert, liest sämtliche Werke von Senkewitsch, aber dies wirft nur noch mehr Fragen auf. Die Polen wiederum zeigen auf die Karte des Erzherzogs Ferdinand mit den Fähnchen und schnalzen mit der Zunge. Man hat dem großen Polen zu wenig Land zugeteilt. Irgendein West-Galizien mit Krakau, einer Enklave in Lemberg und das war alles. Ost-Galizien gehört uns auch, sagen sie, und auch die Ländereien in Russland und überhaupt „vom einen Meer zum anderen und bis nach Kyjov“
Und Wilhelm hört zu, sein Interesse wird immer größer. In seinem jungen Alter hat er bereits die ganze Welt gesehen. Europa, das ist klar, Afrika und Amerika. Und hier ganz in der Nähe, so scheint es, leben irgendwelche Leute, die die stolzen Polen fürchten, das kann man sich nicht vorstellen. Sehr interessant. Und so geht er durch die Berge und Dörfer, hört den Leuten zu, unterhält sich mit ihnen. Die Sprache ist so wundersam klangvoll. Er spricht immer besser polnisch, kann sich ausdrücken. Es stellt sich heraus, dass dies ein ganz eigenständiges Volk mit seiner eigenen Geschichte, Kultur und Literatur ist. So liest er beispielsweise ein Buch des hiesigen Schriftstellers Iwan Franko. Dank Onkel Franz gibt es im Parlament sogar eine Vertretung der Russinen, oder Ukrainer, wie manche von ihnen sich nennen. Bald wird Franz Ferdinand zum Kaiser gekrönt und es werden Reformen umgesetzt, von denen man jetzt nur träumen kann. Es wird Frieden und Glück herrschen… Diese Pilgerschaft hat Wilhelm verändert. Er hat sich verliebt. In die Ukraine.
Bildunterschtift: „1913, Worochta, Gebiet um Stanislaw (heutiges Gebiet Iwano-Frankiwsk, Ukraine). Wilhelm von Habsburg auf einem Waldspaziergang“
Viertes Bild
Die Militärakademie, in die Kammer der Hauptwache. Wilhelm sitzt auf dem Boden auf einer Strohmatratze. Er hat seine Bücher bei sich, das ist erlaubt. Nietzsche, Kautski und die „Geschicht der Ukraine“ von Gruschewski, die er schon dreimal gelesen hat. Hierher ist er gekommen, weil er seine Freunde nachts im Dienstfahrzeug rund um die Kaserne gefahren hat. Seine Bestrafung: 27 Tage. Jetzt ist es jedoch vorbei mit den Spässen. Am Morgen ist die Nachricht gekommen, dass sein Onkel, Erzherzog Ferdinand, in Sarajevo umgebracht worden ist. Angeblich hatten die Russen die Serben dazu angestiftet. Sie konnten es nicht zulassen, dass die Vereinigten Staaten von Europa Gestalt annehmen, sie haben ihren eigenen Horden-Panslawismus. Allein die Idee des Ukrainismus, des „Mazepinismus“, wie ihn die Großrussen nennen, ist für das Russische Reich gefährlicher, als alle anderen nationalistischen Bewegungen zusammen. Noch vor ein paar Jahren stemmten sich die Russen gegen die Gründung eines ukrainischen Nationalstaats in Galizien, da dies ein schlechtes Beispiel für Kiew und die gesamte Dnjepr-Region sowie eine Bedrohung für das Reich sei. Und nun wurde Ferdinand erschossen… Wie wird es nun weitergehen?
Bildunterschrift: „1914, Militärakademie Wiener Neustadt. Disziplin kennt keine Ausnahmen“
Fünftes Bild. Im Krieg
Rauch, Explosionen, Schüsse, das Donnern der Kanonen, Schreie aus Kampfeslust, Schmerz und Verzweiflung. Wilhelm ist mittendrin im Kampfgeschehen. Obwohl er sein zwanzigstes Lebensjahr gerade erst hinter sich gelassen hat, verhält er sich wie ein erfahrener Offizier. Seine hundert Ulanen kämpfen ausgezeichnet. Alles Ukrainer, aus demselben Gebiet, dem Umland von Lwow (Wilhelm weiß, dass Lemberg eigentlich so heißt). Der Erzherzog Wilhelm wurde bereits im Kampf ausgezeichnet. Die Soldaten mögen ihn. Sie staunen und sind berührt davon, dass er, ein Verwandter des Kaisers, ukrainisch spricht und an seiner Kleidung ein blau-gelbes Band trägt und dass er sie vor den polnischen Offizieren verteidigt. Bald soll Verstärkung eintreffen, die Sitscher Schützen, eine der diszipliniertesten und fähigsten Einheiten des österreichischen Heeres. Aber bis es soweit ist… Die Soldaten sind ihrem Kommandeur gegenüber im Krieg immer wohlgesonnen, wenn er es verdient. Sie haben ihm ein weißes, mit roten ukrainischen volkstümlichen Mustern besticktes Hemd geschenkt und ihn Wassyl genannt. Wassyl Wyschiwany („der Bestickte“). Jedoch ist jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten, der Feind droht die Linien zu durchbrechen. Die Aufklärer berichten, dass der Gegner (oh Wunder!) ebenfalls Ukrainer unter seinen Soldaten hat. Sie stehen unter dem Kommando des Chevaliergardisten Pawel Skoropadski, dem Erben eines alten Geschlechts, dessen Namen Wilhelm aus seinen Geschichtsstudien bekannt ist. An seiner Seite kämpft ein gewisser Oberst Bolbotschan, der im Kampf vom Erfolg erstaunlich verwöhnt sein soll. Soll das heißen, die Russen wollen auch auf nationale Gefühle setzen? Seltsam. Sehr seltsam.
Bildunterschrift: „1915, Bukowina (heutige Ukraine), Wilhelm von Habsburg, den die Soldaten Wassyl Wyschiwany und die Polen den roten Herzog nennen, pariert die feindliche Attacke und erhält dafür das Eiserne Kreuz.“
Sechstes Bild
Die Verhandlungen in Brest sind in vollem Gange. Vieles hat sich in den vergangenen paar Jahren verändert. In Russland herrscht Revolution und Umbruch, die neue Regierung versteht nur die Sprache von Ultimaten. Der kluge Kopf aus Österreich-Ungarn, Czernin. Er ist Tscheche und versteht vieles. Es wurden zu viele Länder aufgenommen, die kann man nicht unter einen Hut bringen. Es muss schleunigst eine neue Karte Europas entworfen werden. Wilhelm von Habsburg ist voller Tatendrang, er folgt allen Details der Verhandlungen ganz genau, vor allem da es einen ihm völlig neuen Staat, die Ukrainischen Volksrepublik, gibt. Sie unterschreibt als eines der ersten Länder den Friedensvertrag und dank einem Geheimprotokoll erhält es den Status eines Kronlands. Ländereien gibt es auf dieser Seite der Grenze mehr als Ferdinand sie gezeichnet hatte. Dies dank Polen, das auch sein Gebiet erhält, aber ohne das Gebiet Chełm, ohne Lwow und Ost-Galizien. Die Polen kochen vor Wut, aber wer hört ihnen zu? Obwohl man gut daran täte, sie zu fürchten, denn sie werden dies nicht vergessen. Gut, dass Kiew deutsches Besatzungsgebiet sein wird, und nicht österreichisches. Die Polen aus dem österreichischen Heer würden dort einiges anrichten…
Bildunterschrift: „Anfang 1918, Wilhelm von Habsburg bei der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest (auch der „Brotfrieden“ genannt)“
Siebtes Bild
Wassyl Wyschiwany und die Sitscher Schützen haben sich in der Nähe von Cherson niedergelassen. Sie helfen der örtlichen Bevölkerung, halten die Ordnung aufrecht. Sie ignorieren die deutschen und österreichischen Befehle zur Beschlagnahmung von Lebensmitteln und warnen vor Vergeltungsschlägen anderer Einheiten. Berlin und Wien glauben, dass Kiew seine Aufgaben erfüllt. Wilhelms Verhalten verstehen sie nicht, wie sich auch ständig schreiben. In Kiew tagt die Zentralna Rada unter der Führung von Gruschewski und Winnitschenko. Pawlo Skoropadski zeigt unverständlichen Aktivismus und führt eigene Verhandlungen mit den Deutschen und den ukrainischen Großgrundbesitzern, die die Getreideversorgung kontrollieren.
Die Krim wurde von den Bolschewiken erobert, die Deutschen haben dort nichts mehr zu sagen. Petro Bolbotschan, der noch vor kurzem gegen Wilhelm gekämpft hat, ist nun ein Verbündeter und Gleichgesinnter, hat einen Geheimbefehl erbeten und mache sich plötzlich und in aller Bestimmtheit auf die Krim auf, stürzt die roten Banden, nimmt Dschankoj und nach einigen Tagen auch Simferopol ein. Ein ausgezeichneter, wilder Kommandeur.
Bildunterschrift: „April 1918, Wilhelm von Habsburg freut sich in der Steppe um Cherson über die Nachricht des Befreiungsfeldzugs von Oberst Bolbotschan auf der Krim“
Achtes, zentrales Bild. Der Ausgangspunkt der Erzählung.
Wieder hat sich alles verändert. Kiew ist im Umsturz. Pawlo Skoropadski hat die Zentralna Rada zusammen mit den Deutschen gestürzt und sich zum Hetman ernannt. Zum Hetman! Das ist doch ein offensichtliches Plagiat der Idee Franz Ferdinands! Man erinnert sich, dass der Metropolit Scheptizki ähnliche Ideen in seiner Korrespondenz geäußert hat. Wilhelms Regiment wurde nach Alexandrowsk versetzt im Gouvernement Jekaterinoslaw. Im Andenken an die ruhmreiche Vergangenheit unter den Kosaken benennt Wilhelm von Habsburg die Stadt in Saporoschje um. Als nächstes soll Jekaterinoslaw in Sitscheslaw umbenannt werden, im Andenken an die dutzenden Sitscher Festungen dieses Gebiets. Aber dazu bleibt keine Zeit. Die Deutschen haben Bolbotschan auf der Krim über den Hetman ein Ultimatum gestellt. Er soll sofort nach Kiew zurückkehren. Sie spielen ihr eigenes Spiel, haben ihre Abmachungen. Es wird wieder mehr Getreide beschlagnahmt. Die Macht des Hetman erstreckt sich nur über Kiew und die großen Städte. Die Bevölkerung auf dem Land ist entschieden gegen ihn.
Vor Wilhelm steht Bolbotschan, der lautstark auf ihn einredet. Er fleht Wilhelm an, den Feldzug nach Kiew zu führen. Wilhelm ist jetzt Befehlshaber der Garnison Saporoschje. Aber er ist natürlich zu Größerem fähig. Wilhelm hat einen Namen. Man kennt ihn in der Ukraine und wird ihm folgen. Bolbotschan hat auch einen Namen und im Krieg abgehärtete Soldaten. Deutsche sind nicht viele dabei. Von Norden her werden in ein paar Monaten die Bolschewiken angreifen. Ihre Gräueltaten sind in Kiew noch in guter Erinnerung, Bolbotschan kam damals als Erster in die Stadt.
Wilhelm ist verwirrt und schweigt. Eigentlich wir ihm doch hier die ukrainische Krone auf dem Silbertablett serviert. So wie sie ist, real und nicht aus einer Jugendfantasie. Man müsste nur die Hand danach ausstrecken. Kiew, die schönste Stadt der Welt… Wilhelm richtet sich auf, denkt kurz nach und spricht ein Wort: Nein.
Bildunterschrift: „Mai 1918, Alexandrowsk (heutiges Saporoschje, Ukraine). Oberst Bolbotschan will Wassyl Wyschiwany überzeugen, den Aufstand gegen den Hetman Skoropadski anzuführen und die oberste Macht in der Ukraine zu übernehmen.“
Die weiteren Bilder sind kleiner, blasser
Neuntes Bild, eine kleine Fotokarte mit kaum erkennbaren Figuren.
Skoropadski und die Deutschen haben lange nachgedacht. Er hat die ukrainische Akademie der Wissenschaften sowie die Universität in Jekaterinoslaw gegründet und auch sonst viel Gutes bewirkt. Aber trotzdem unterstützt er die Idee der Föderation mit der weißen Bewegung. Sie, die Anhänger einer einigen und unteilbaren Ukraine, befürworten diese Idee. Die ukrainischen Mächte waren dagegen und so kam es zum Kampf an der Motowilowka, wo die einen Ukrainer auf die anderen schossen, wobei beide Gruppierungen Anhänger eines unabhängigen Staates waren. Der Hetman ist abgesetzt, die Deutschen gehen und an Macht kommt das Direktorialsystem unter der Führung von Simon Petljura. Wilhelm von Habsburg unterstützt sie, dabei hilft auch sein Ansehen über die Ländergrenzen hinweg.
Bildunterschrift: „Kampf an der Motowilowka, 1918“
Zehntes Bild
Oberst Bolbotschan erhält von der Spitze der Direktorialregierung zwei Befehle mit sich wiedersprechendem Inhalt. Darauf folgt der Befehl zu seiner Verhaftung wegen Verrats. Schnell wird Gericht gehalten und Petro Bolbotschan, der Held des Ersten Weltkriegs und des Krimfeldzugs, wird hingerichtet.
Bildunterschrift: „28. Juni 1919. Die Hinrichtung eines Patrioten“
Elftes Bild
Wilhelm von Habsburg verhandelt mit den gleichgültigen Europäern während Simon Petljura einen Vertrag mit Piłsudski schließt. Laut diesem Dokument soll ganz Galizien (Ost-Galizien mit Lwow) nun zu Polen gehören. Wilhelm bzw. Wassyl nimmt Abschied und kehrt nach Wien zurück. Dort schreibt er einen wutentbrannten Artikel, in dem er kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Worte „widernatürliche Verbindungen“ sind die sanftesten, die er über Petljura und Piłsudski verliert. Infolgedessen verstößt der Vater Karl Stefan von Habsburg, ein großer Liebhaber Polens, seinen Sohn praktisch. Die Bolschewiken erobern bald darauf die Ukraine. Polen wehrt sich dieses Mal. Die ukrainischen Emigranten fangen auf einmal wieder an von der ukrainischen Krone für Wilhelm zu sprechen. Ein sehr unpassender Zeitpunkt.
Bildunterschrift: „Wilhelm von Habsburg-Lothringen veröffentlicht in Wien einen Sammelband seiner Gedichte auf Ukrainisch mit dem Titel „Minajut Dni“ („Die Tage vergehen“)“
Zwölftes Bild
Die Welt bewegt sich erneut auf den Abgrund zu. Petljura wurde in Paris umgebracht, als Racheakt für die Judenpogrome, wie es heißt. Aber jeder weiß, dass es die Bolschewiken waren. Stalin und Hitler haben Europa unter sich aufgeteilt. Wilhelm liest ungläubig von der Eingliederung der Westukraine in die Ukrainische Sowjetrepublik und sieht auf die Karte.
Ein wenig Zeit wird noch ins Land gehen und dann bricht der Krieg los, es werden sich widersprechende Nachrichten über Morde an der Zivilbevölkerung, an Ukrainern wie Polen, eintreffen. Sein Bekannter, ein Sitscher Schütze und Held des Kampfs an der Molowilowka, Ewgen Konowalez, wurde bereits 1938 in Rotterdam umgebracht. Aber was er begonnen hat, lebt weiter. Und der Fleischwolf des Krieges fängt mit schrecklicher Kraft an sich zu drehen. Wie wird es nur weitergehen?
Bildunterschrift: „Zwischen 1941 und 1943. Wilhelm von Habsburg liest Zeitung“
Dreizehntes Bild
Der Krieg ist beendet. Österreich wir zur sowjetischen Besatzungszone. Wilhelm glaubt, dass nun die rechte Zeit ist, um mit jemandem aus den ukrainischen europäischen patriotischen Organisationen in Kontakt zu treten. Er wird von der sowjetischen Spezialeinheit SMERSch („Smert Schpionam“) - Tod den Spionen - festgenommen.
Bildunterschrift: „26. August 1947 Wien. Festnahme“
Vierzehntes Bild
Wieder Kiew
Wilhelm von Habsburg Lothringen, der Erzherzog, oder der GroßfürstWassyl Wyschiwany, wie er sich selbst nannte, wird in die Stadt seiner Träume gebracht, nach Kiew. Eine wunderbare Stadt, in der er, Wilhelm, König hätte werden können. Er kommt ins Lukjanowska-Gefängnis, das alle Einwohner Kiews kennen. Die beflissen durchgeführtenVerhöre dauern fast ein Jahr. Die Protokolle sind erhalten geblieben.
Er hat niemanden verraten oder beschuldigt und blieb standhaft.
Am 18. August 1948 starb er, wie überliefert wurde, an Tuberkulose, die beide Lungenflügel befallen hatte.
Begraben wurde er ebenfalls dort, an der Gefängnismauer.
Der genaue Ort ist nicht bekannt
Auf dem Bild ist wieder der junge Wassyl, in der Uniform der ukrainischen Sitscher Schützen. Unter dem Rock ist das bestickte Hemd zu sehen. Unter dem Bild steht ein Couplet aus einem von Wilhelms Gedichten:
„An die Waffen! An die Waffen, Schützen!
Erinnert euch der teuren Kameraden,
Die im kalten Land von der Freiheit träumen,
Vereint alle Kräfte im Kampf!“